Geschichte meiner Modellbahn

Dezember 1996

English Text


Durch Zufall bekam ich nach gut zwei Jahrzehnten wiedermal einen Märklin Katalog in die Hände. Die Möglichkeit, mein jetziges Hobby, den Computer, mit der Digitaltechnik einer Modellbahn zu verbinden, fesselte mich sofort. Ich kaufte also eine Control Unit 6021, Interface 6051 und kramte mein altes M-Gleis hervor. Da ich mir nichts unter einem 6090-Antrieb vorstellen konnte kaufte ich eine BR 151 (37431) mit diesem Antrieb und eine Rangierlok BR 260 mit TELEX, aber dem einfachen 6080 Dekoder. Dann erfolgte eine Testanlage auf dem Schreibtisch, wobei ich gleich alles vom Computer, einem Apple Macintosh, steuerte. Die Software dazu schrieb ich selbst. Schon die ersten Fahrten offenbarten die deutliche Überlegenheit des geregelten 6090 Dekoders. Ein vernünftiges Rangieren war mit der 260 nicht möglich, so dass der Entschluß feststand, nur noch 37xxx-Lokomotiven zu kaufen.

Nach kurzer Zeit befriedigte dieser kleine Testkreis nicht mehr meine Modellbahnambitionen und ich plante eine neue Anlage (natürlich am Computer). Dazu wurde das Gästezimmer mit einer Größe von 4 x 4,5 m ausgeräumt und mit vernünftiger Beleuchtung ausgestattet. Sie besteht aus vier speziellen Leuchtstoffröhren, die in ihrem Spektrum zu 75% dem natürlichen Tageslicht entsprechen. Damit ist gewährleistet, das spätere Detailfotos besonders realistisch aussehen. Ein spezieller Kunstlichtfilm ist unnötig. Mit den zwei blauen 100 Watt Presskolbenbirnen in der Raummitte kann Nachtlicht simuliert werden.

Der Unterbau entsteht nicht in offener Rahmenbauweise, wie es bei heutigen Anlagen meist der Fall ist. Der Grund ist der Schattenbahnhof, der in der untersten Ebene ensteht und eine Grundplatte braucht. Die Platte selbst besteht aus 8 mm starkem Sperrholz, die von unten von einer Stützkonstruktion aus 5 x 5 cm starkem Kantholz getragen wird.

Die Modellbahn ist als Wandanlage geplant, so daß man von der Raummitte aus alles überblicken kann. So lassen sich auch relativ leicht großzügig geschwungene Kurven und lange Fahrstrecken realisieren. Die Platten sind so bemessen, das man die hinteren Teile gut erreichen kann. In der Lücke links zwischen den zwei "Tischen" soll ein Viadukt eine kleine "hängende" Schlucht überwinden. Der Hintergrund (Faller 511 und 514) wurde gleich am Anfang montiert und in der Höhe so bemessen, dass er zur dritten, also obersten Ebene paßt. Ich entschied mich für diese leicht hügelige Landschaft, da ich als Norddeutscher keine Hochgebirgsanlage bauen wollte.

Da ich, wie ich schon erwähnt hatte, alles ausschließlich über den Computer steuern will, brauche ich am "Steuerplatz" nur Tastatur und Maus. Alle anderen Komponenten wie Control Unit, Interface, Booster und die Transformatoren können also irgendwo im Untergrund stehen. Ich plazierte alles in der hintersten Ecke unter der Bahn, wo es nicht stört. Teure Bedienungselemente wie Control 80f (6036), Keybord (6040) oder Memory (6043) benötige ich gar nicht.

Um auf der Modellbahn keinen Platz zu verschwenden, wurde der Computer (Apple Macintosh Quadra 650 mit PowerPC-Karte) ebenfalls auf den Fußboden gestellt. Der Monitor, ein kleines 12 Zoll Gerät mit nur 512 x 384 Pixeln Auflösung, liefert ein Bild, das auch aus größerer Entfernung noch gut lesbar ist. Zur Befestigung wurden zwei Regalschienen auf den Hintergrund geschraubt und eine Platte eingehängt. Auf diesem Foto hängt der Monitor noch relativ niedrig, später soll er etwa 30 cm über der obersten Ebene sein.

Für den Schattenbahnhof holte ich meine alten M-Gleise vom Dachboden, für den nicht sichtbaren Bereich sollten sie gut genug sein. Teile der gleisfreien Bereiche wurden mit einer elektrischen Stichsäge ausgesägt, damit man im Entgleisungsfall von unten rettend eingreifen kann. Das schwarze Kabel auf dem Fußboden ist die Ethernetverbindung zum Computer im Wohnzimmer. Die Software entsteht dort, weil es sich an zwei 20 Zoll großen Bildschirmen einfach besser arbeiten läßt.

Im sichtbaren Bereich entschied ich mich für die Verwendung von K-Gleisen. Da mir das Einschottern von Hand zu aufwendig war, versuchte ich es mit Schotterbettungen von Merkur. Die Verarbeitung ist denkbar einfach und es sieht vielfach realistischer aus als mit M- oder C-Gleisen. Die Märklin Formsignale wurden in der Grundplatte versenkt, damit man nicht die häßlichen Antriebe sieht.