Kleine Loks mit zwei Schleifern

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Leider haben kleine Rangierlokomotiven oft die meisten Kontaktprobleme. Lange Loks, besonders Dampfloks oder welche mit zwei Drehgestellen, lassen sich recht einfach mit einem zweiten Schleifer ausstatten. Trotzdem ist es nicht unmöglich kleine Loks zu verbessern.
Die meisten Probleme bereitete meine Rangierdiesellok BR 260. Sie trägt die Katalognummer 3664 und hatte früher einen 6080-Dekoder. Mit dem 6090 wurden ihre Langsamfahreigenschaften erheblich verbessert, aber je langsamer man rangiert, desto mehr Kontaktprobleme gibt es, besonders auf Weichen. Es half zwar etwas das Loch im Schleifer mit einem Stück Messingblech zuzulöten, aber erst mit Fahrstufe 3 (etwa 30 km/h) schaffte sie alle meine Weichen ohne ein einziges Mal zu stoppen. Das genügte mir nicht.

Die BR 260 ist zu kurz um zwei Standardschleifer 7164 unterzuschrauben, deshalb beschaffte ich mir zwei ultrakurze Schleifer des Typs 7175. Damit gab es zwar keine Kontaktprobleme zu den Pukos mehr, aber der schon vorher schlechte Massekontakt der Räder wurde miserabel. Eine Gewichtserhöhung von 180g auf 220g mit Blei brachte nicht viel. Märklin wußte von dem schlechten elektrischen Rad/Schienekontakt und verpaßte dieser Lok nur EINEN Haftreifen. Elektrisch brachte es nicht viel, aber die Traktion verschlechterte sich enorm. Das Nachfolgemodell 34641 hat wieder zwei Haftreifen. Meine 260 schien ein richtiges Montagsmodell zu sein. Als ich sie kaufte, verlor sie nach kurzer Zeit die Schrauben der Kuppelstange und sie quietschte jämmerlich. Sie fuhr nie richtig rund, irgendwie eierte der ganze Kuppelstangenantrieb. Die Zahnräder hatten ausgeprägte Grate, so daß sie oft hakte. Ich entgratete die Zahnräder, aber auch das beseitigte nicht das unrund laufende Getriebe. Der Motor lief vorwärts knarrig und unsauber. Mit zwei Schleifern gab es wenigstens keine Pukokontaktprobleme mehr, aber es blieb der "Masse- und Traktionsmangel". Da entschloss ich mich dazu die Lok in Rente zu schicken. Jetzt ist sie leergeräumt, rollt vor meiner 220 herum und tut so, als würde sie diese abschleppen. Aber das tut sie leise, ruckfrei und ohne Aussetzer, obwohl sie schon wieder eine Schraube an der Kuppelstange verloren hat :-(

Entmutigt versuchte ich mein Glück an einer etwas größeren Lok, der BR 86 aus der Zugpackung 26508. Sie hat insgesamt 8 Achsen, von denen eine mit Haftreifen belegt ist. Schon bei den ersten Probefahrten zeigte sich, das es keinerlei Masseprobleme gibt. Nur reichte der mittelgroße Schleifer nicht aus, um die Lok störungsfrei bei Rangiergeschwindigkeit über alle Weichen zu bringen. Zur Beseitigung des Kontaktproblems mußte also ein zweiter Schleifer unter die Lok. Aus Platzgründen kam nur ein kurzer Schleifer 40003 von Roco in Betracht. Als erstes klebte ich ein Stück Klebeband von unten gegen die Massekontaktfeder des vorderen Bisselgestells (roter Pfeil). Dann schraubte ich alles wieder fest und klebte den Schleifer so in die Lücke (grüner Pfeil), daß das Bisselgestell frei federn kann. Der Schleifer klebt also an der Kupplung, nicht am Bisselgestell, das die Achse hält.

Damit der Schleifer auf Weichen weit genug einfedern kann, muß man ein Stück von der Blattfederimitation wegschneiden (oranger Pfeil). Ein dünnes Kabel stellt die elektrische Verbindung zwischen den Schleifern her. Nun kam der spannende Moment der ersten Probefahrt. Von Kontaktproblemen war nichts mehr zu bemerken. Selbst bei kleinster Geschwindigkeit meisterte die Lok jede Weiche oder DKW. Bei höherer Geschwindigkeit entgleiste aber die erste Achse auf Bogenweichen. Die Federkraft des Schleifers entlastete das Bisselgestell, sobald die Pukos höher sind. Dadurch können die Räder kurzfristig in der Luft schweben, und dann kommt es am Herzstück zu einer Entgleisung. Ich faltete ein paar Bleiplatten vom Dachdecker zusammen und klebte sie vorn in das Gehäuse (blauer Pfeil). Seitdem gibt es selbst bei Höchstgeschwindigkeit keine Probleme mehr.

Meine Roco BR 360 hat nur einen kurzen Schleifer 40003, aber deutlich weniger Kontaktprobleme als meine BR 80 (3704) mit langem Schleifer 7185. Ich baute also den kurzen Schleifer unter die Dampflok (grüner Pfeil). Damit er richtig einfedern kann, musste ein Stück der Bodenplatte, die aus Kunststoff besteht, herausgefräst werden (blauer Pfeil). Die Bohrung für die Schraube ist an einer anderen Stelle, so daß ich ihn festkleben mußte. Das Ergebnis ist fantastisch. Die Lok meisterte mit Fahrstufe 1 alle schlanken DKWs und Weichen. Das zeigt wiederum das der Anpreßdruck weitaus wichtiger für guten Stromkontakt ist als die Länge des Schleifers. Leider ist wegen des höheren Anpreßdruckes jetzt ein deutliches schabendes Geräusch zu hören, besonders wo die Pukos höher sind.
Ab und zu blieb die kleine Dampflok auf Kreuzungen 2259 stehen. Das lag aber nicht am Mittelschleifer, sondern weil die Räder trotz Pendelachse keinen richtigen Massekontakt zur Schiene haben. Der Schwerpunkt der Lok ist hinten. Auf unebenen Gleisfiguren der Kreuzung kippt sie dadurch auf ihre haftreifenbewehrten Räder, womit natürlich keine Stromübertragung möglich ist. Ich klebte Blei in den Kessel (oranger Pfeil), um den Schwerpunkt nach vorn zu verlagern. Um Reedkontakte auszulösen, muß ein Magnet unter der Lok sein. Die Lok ist aber zu klein, um einen vernünftigen Platz zu finden. Ich schnitt ein Stück Blech zurecht, befestigte es mit den zwei Schrauben und klebte dort einen Magneten 7557 auf (roter Pfeil).